Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg – GFK

Zum achtsamen Projektmanagement gehört auch die achtsame und wertschätzende Kommunikation. Diese kann sich an den Konzepten der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) orientieren.

In der GFK bedeutet gewaltvoll nicht nur, wenn man sich beschimpft, sondern auch, wenn man dem Anderen Etiketten anklebt (SO bist Du und nicht anders), ihn über Belohnung und Bestrafung zu etwas bringen will, was er selbst nicht mag und einiges andere mehr. Nachfolgend ein kleiner Einblick in diese Methode (eher eine Lebenshaltung).

Stelle Dir vor, Du hast eine Situation und Du ärgerst Dich richtig über die andere Person. Jetzt kannst Du Deinem Ärger Luft machen und den anderen anschnauzen und ihm erzählen, für wie „blöd“, „ungeschickt“, „unfähig“ oder was auch immer Du ihn hältst.
Aber stelle Dir vor, Du willst den anderen nicht verletzen und die Kommunikation zwischen Euch nicht blockieren. Vielleicht nimmst Du dann kurz Abstand von der Situation, holst tief Luft und horchst mal in Dich hinein.

Magst Du Dich jetzt direkt mit Deinem Gegenüber darüber unterhalten oder sind Deine Gefühle doch so stark, dass Du eine Nacht darüber schlafen willst? Auch das ist okay, denn wenn Du zu „geladen“ bist, fällt es Dir wahrscheinlich schwer den anderen nicht direkt anzugreifen. Hast Du Dich dazu entschieden, die Sache jetzt in Angriff zu nehmen, könntest Du es wie folgt in vier Schritten machen:

1. Schritt objektive Situationsbeschreibung
Wahrnehmung der Fakten und der Realität, Beschreibung dessen was objektiv über die Sinne wahrnehmbar ist (beobachtbar, hörbar, etc.). Wenn man z.B. die versprochene Email nicht erhalten hat, dann die Formulierung “Ich habe keine Email erhalten” der Formulierung “Du hast keine Email geschickt” vorziehen. Hierbei sollte man sich bewusst machen, dass Phrasen wie „immer“, „nie“, „alle“, „keiner von euch…“ oft schon direkt in eine andere Richtung gehen. Sie beschreiben nicht sachlich, was ist, sondern schreiben Schuld zu. Vorwürfe wecken bei praktisch allen Menschen das Bedürfnis, sich sofort zu verteidigen, egal, wie gerechtfertigt das Anliegen im Kern auch sein mag. Schon ist der Konflikt da und der Weg zu einer effizienten Kommunikation versperrt.

2. Schritt Gefühle
Beschreibung unserer emotionalen Reaktionen, dessen was wir empfinden.  Dies geschieht nicht in egoistischer Absicht, sondern sagt schlicht etwas über die eigenen Befindlichkeiten in genau dem Moment aus. Gefühle auszudrücken mag im ersten Moment im professionellen Umfeld ungewöhnlich klingen, aber es gibt durchaus Gefühle die im Business Kontext angemessen sind. Wichtig ist es auch hierbei, wirklich bei sich selbst zu bleiben und nicht den Fokus auf den anderen zu richten. Am besten gelingt dies mit den so genannten Ich-Botschaften, also zum Beispiel: „Wir waren heute um 16 Uhr verabredet, aber du warst nicht da. Ich war enttäuscht, denn es war mir wichtig, mich mit Dir zu dem Thema auszutauschen.“ Diese Art zu kommunizieren löst im Regelfall beim Empfänger eine ganz andere Art der Empathie aus und lässt eine effiziente Bearbeitung des Konflikts zu.

3. Schritt Bedürfnis
Erklärung was uns wichtig ist, was ist unser Anliegen und welche Werte stecken dahinter. Indem man dem anderen mitteilt, was man emotional gesehen wünscht, was man bräuchte, damit ein Ziel erreicht oder ein Streit bereinigt werden kann, schafft man Klarheit und gibt dem anderen die Möglichkeit, auch das zu tun, was man durch das Gespräch erreichen möchte. Wenn wir bei dem Beispiel bleiben, könnte man das Bedürfnis nach Verlässlichkeit zum Ausdruck bringen.

4. Schritt: Bitte/Strategie
Beschreibung von dem, was wir möchten, dass der andere tut. Bitten ist immer erlaubt, wenn der Tonfall stimmt und gibt dem anderen nochmals die Möglichkeit, etwas Positives für den Gesprächspartner zu tun. In dem Beispiel könnte man den anderen darum bitten, spätestens bis 1 Stunde vor Besprechungsbeginn, die Teilnahme abzusagen.

Hier liegt ein entscheidender Vorteil der GFK. In einem „normalen“ Konflikt entsteht oft die Situation, dass alle sich verbal angehen, gleichzeitig niemand das wirkliche Anliegen des anderen verstanden hat. Daraus wiederum resultieren Missverständnisse, die dann wiederum gepaart mit dem Gefühl, persönlich angegriffen worden zu sein, weitere Gespräche erschweren oder gar unmöglich werden lassen.

About t_bormuth

Ich bin seit über 20 Jahren in Projekten tätig und beschäftige mich sowohl mit fachspezifischen, als auch mit gesellschaftlichen Themen in diesem Kontext. Ich arbeitet als ganzheitlicher Coach im Unternehmenskontext für Projekt- und Programmmanager. Ganzheitlich bedeutet dabei für mich die Einbindung der gesamten relevanten Situation des Coachees, beruflich wie privat. Ich greife dabei auf Ausbildungen und entsprechende Zertifizierungen in den Bereichen Projektmanagement, Achtsamkeit (Mindfulness), Coaching und Psychotherapie zurück. In meiner Arbeit kombiniere ich Konzepte und Methoden aus allen diesen Bereichen entsprechend den individuellen Anforderungen der Klienten.
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