Konflikte treten in Projekten immer wieder auf, der “richtige” Umgang mit Ihnen muss gelernt werden, daher sollte es und ist es in der Regel auch Teil der PM-Ausbildung für Projektleiter sein.
Was hat aber Konfliktmanagement mit Achtsamkeit zu tun?
Konflikte treten häufig auf oder nehmen an Intensität zu wenn wir un-achtsam mit anderen oder mit uns selbst sind. Unachtsamkeit kann durch Termindruck oder Multi-Tasking entstehen, also eigentlich sehr häufig, gerade in Projekten. Achtsame Kommunikation hilft uns die Bedürfnisse von uns selbst und anderen empathisch zu erkennen und sie zu berücksichtigen. Das Gefühl oder die Wahrnehmung, dass eigene Bedürfnisse nicht berücksichtigt sind, ist nach Friedrich Glasl der wichtigste Grund für Konflikte. Achtsamkeit hilft also Konflikte zu vermeiden oder sie konstruktiv für die Stärkung von Beziehungen zu nutzen und ein Bewusstsein für Konflikte zu entwickeln.
Trotzdem gehören auch Techniken für den Umgang mit Konflikten in den Werkzeugkoffer von erfolgreichen Projektleitern. Daher möchte ich dem Mehrwert von Konfliktmanagement Elementen in der PM-Ausbildung von Projektleitern diese Artikel-Serie widmen. Viel Spaß damit.
Warum mit Konflikten in Projekten beschäftigen – Aussitzen ist doch auch möglich
Die Globalisierung in der Wirtschaft und der damit verbundene hohe Innovationsdruck lassen den Anteil der Projekttätigkeit im Verhältnis zur regulären Arbeit (z.B. Routinetätigkeiten in der Linienorganisation) in Deutschland stetig ansteigen (GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. & EBS Universität für Wirtschaft und Recht, S. 21). Das führt dazu, dass Projekttätigkeit immer mehr an Bedeutung für die Arbeitswelt gewinnt und daher Überlegungen und Untersuchungen zu den Besonderheiten der Projektarbeit immer wichtiger werden.
Die Arbeit in Projekten ist stark mit Unsicherheit und Termindruck verbunden, da Projekte ihrer Art nach einzigartig in Bezug auf den Projektgegenstand, die Zeitplanung oder anderer Rahmenparameter sind (GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., 2019, S. 52ff). Diese Unsicherheit kann für die Beteiligten herausfordernd sein, mit erhöhter Arbeitslast einhergehen und so auch den Nährboden für Konflikte bereiten. Diese können dann durch den Eintritt von Risiken, aufgrund des hohen Stresslevels oder durch weitere Gefahren und Bedrohungen für das Projekt auftreten (GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., 2019, S. 811).
Wenn Konflikte in Projekten überhandnehmen, das gesamte Projekt beeinflussen, können daraus Krisen erwachsen, die sogar den Fortbestand des Projektes bedrohen können (GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., 2019, S. 812). Daher sind die Beachtung und Behandlung von Konflikten essenziell für den Fortbestand von Projekten.
Zielsetzung und Fragestellung der Artikel-Reihe
Laut den Autoren von „Konfliktmanagement für Projektleiter“ liegt ebendies, die Beachtung und Behandlung von Konflikten, in der Verantwortung des Projektleiters. Konflikte zu erkennen und sie zu verstehen wären die wichtigsten Fähigkeiten des Projektleiters, mehr noch als Fachkompetenz (Straube et al., 2008, S. 30). Ein Projektleiter kann durch sein Verhalten einen Konflikt sogar verschärfen, indem er sich als Helfer auf eine Seite der Konfliktparteien schlägt (Straube et al., 2008, S. 98–99), oder er kann auch seine Akzeptanz gegenüber den Konfliktparteien verlieren.
Aufgrund der beschriebenen Ausgangssituation und der besonderen Rolle, die dem Projektleiter in Projekten zukommt, soll in der vorliegenden Arbeit die Frage geklärt werden, ob Konfliktmanagement als Teil der Ausbildung für Projektmanager helfen kann, Konflikte in Projekten zu vermeiden oder daraus sogar einen positiven Nutzen für den Projekterfolg zu ziehen.
Übersicht Aufbau der Artikel-Reihe
Zuerst wird der Begriff Konflikt erläutert und welche Konfliktarten in Projekten häufig auftreten. Dann werden die Auswirkungen von Konflikten auf Projekte, auf der Ebene der beteiligten Organisationen, des Projektteams und des Einzelnen am Projekt Beteiligten dargestellt. Danach werden beispielhaft zwei PM-Standards, die ICB 4.0 der IPMA und das PMBOK der PMI, inhaltlich auf die Berücksichtigung von Konfliktmanagementaspekten überprüft.
Anhand eines Fallbeispiels aus dem Projektalltag wird erläutert, wie durch ein Vorgehen basierend auf den Phasen der Mediation im Konfliktfall eine Deeskalation oder sogar die Lösung des Konfliktes herbeigeführt werden kann. Am Ende der Arbeit wird eine Empfehlung zur Gewichtung von Konfliktmanagementaspekten in der Projektmanagement Ausbildung für Projektleiter formuliert.
Literatur:
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. (Hrsg.). (2019). Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM4): Handbuch für Praxis und Weiterbildung im Projektmanagement (1. Auflage). GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. & EBS Universität für Wirtschaft und Recht. (2015). Makroökonomische Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland. https://www.gpm-ipma.de/fileadmin/user_upload/GPM/Know-How/GPM_Studie_Vermessung_der_Projekttaetigkeit.pdf
Straube, R., Leuschner, H. & Müller, P. (2008). Konfliktmanagement für Projektleiter [Strategien zur Lösung und Vermeidung von Konflikten ; in schwierigen Situationen den Projekterfolg sichern ; auf CD-ROM: bewährte GPM-Tools für effektives Konfliktmanagement]. Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG.